Zum zweiten Mal in Folge musste die eroFame aufgrund der Corona-Pandemie abgesagt werden. Nach 2020 wird es also auch 2021 keine Messe für den internationalen Erotikmarkt in Hannover geben. Über die genauen Beweggründe, die zur Absage geführt haben, und die Pläne und Ideen, wie es mit der Messe weitergehen wird, spricht Wieland Hofmeister, Geschäftsführer der Mediatainment Productions GmbH und Veranstalter der eroFame, in einem Interview.
Am 2. September ist von der eroFame verkündet worden, daß die Veranstaltung im November unter den 2G-Regeln stattfinden wird. Sehr wenige Tage später erfolgte dann die Absage. Warum dieses Hin- und Her?
Wieland Hofmeister: Am Wochenende des 4. September ereilte uns überraschend die Nachricht, dass Einreisende aus nichteuropäischen Ländern – insbesondere aus den USA – aller Wahrscheinlichkeit nach mit einer 10tägigen Quarantäne zu rechnen hätten. Als erstes Land haben die Niederlande diese Anordnung postwendend umgesetzt. Diese aktuelle Situation lässt befürchten, dass relativ problemlose An-und Abreisebedingungen nach Deutschland im November 2021 noch nicht gegeben sein werden.
‚Die Hoffnung stirbt zuletzt‘ – nach diesem Motto haben wir zusammen mit dem Beirat die letzten Monate an einem Konzept für eine eroFame auch in Corona-Zeiten gefeilt und gearbeitet – und nun stehen wir zum wiederholten Mal machtlos vor dieser erbärmlichen Realität. Wir alle bedauern diesen Entschluss sehr! Wäre diese spezielle behördliche Vorgabe nicht verhängt worden, hätten wir die eroFame nach der in Deutschland gültigen 2G-Regel im November veranstaltet. Die aktuelle Pandemie-Situation ist so unglaublich wechselhaft, dass eine Planung, egal in welcher Richtung, eigentlich nicht möglich ist, wir alle leben ja nun schon seit anderthalb Jahren in einem stetem Hin und Her, leider ist die eroFame hiervon nicht ausgeschlossen, man muss damit rechnen, sich kurzfristig zu fügen.
Wir waren noch vor kurzem fest davon überzeugt, dass wir die eroFame im November eröffnen können, immerhin finden in Deutschland nun wieder Messen statt, das hat uns natürlich ermutigt, ebenso mit der eroFame zu reagieren. Da wir mit unserer Messe allerdings global aufgestellt sind, dürfen wir die Verordnungen, die über die Grenzen hinaus aufgestellt werden, nicht außer Acht lassen.
Die Resonanz aus Industrie und Handel gegenüber der eroFame im November 2021 war mehr als positiv. Warum dann doch die Absage?
Wieland Hofmeister: Ja, die Resonanz der Aussteller war wirklich höchst erfreulich, uns hat die Bereitschaft und Euphorie fast überrascht, mit der die Industrie auf uns zugekommen ist. Alle haben an ein Wiederauferstehen dieser Veranstaltung in diesem Herbst geglaubt und als positives Signal für kommende, bessere Zeiten verstanden.
Mehrere Firmen haben aufwändige Stände geplant und alle Aussteller wollten – trotz des Risikos einer Pandemie geplagten eroFame – ins Rennen gehen. Letztendlich sehen wir uns als Veranstalter gegenüber allen Teilnehmern aber auch verpflichtet, ein akzeptables Besucheraufkommen und eine Vielzahl von Ausstellern in Aussicht zu stellen. Eine eroFame-Teilnahme erfordert finanziellen Aufwand, nicht nur für den Standbau und die Manpower, auch für die Besucher, die ebenso Reise- und Mitarbeiterkosten tragen – wir sehen uns als Veranstalter in der Verantwortung, unsere Messe als eine erfolgreiche, wirtschaftlich vertretbare Veranstaltung auszurichten. Dieses Ergebnis sehen die Beiräte und wir aktuell leider nicht und möchten den guten Ruf der eroFame im Interesse aller Teilnehmer nicht gefährden.
Nach Bekanntgabe des stornierten Datums für eine diesjährige eroFame, haben uns viele Aussteller ihr vollstes Verständnis für diesen Entschluss bekundet.
‚Hinterher ist man immer schlauer‘ – Gilt dieses Sprichwort auch für die Organisatoren der eroFame? Hätte man angesichts der sich verschärfenden Corona-Situation in den letzten Monaten nicht schon eher reagieren müssen?
Wieland Hofmeister: Wir haben gefühlt fast täglich auf die jeweils aktuelle Corona-Entwicklung reagiert. Bis zum September waren wir uns sicher, dass die Regierung eine entsprechende Verordnung herausgibt, die Messen ermöglicht – was ja auch, wie schon erwähnt, nun der Fall ist. Theoretisch wäre also eine eroFame im November umsetzbar.
Aber – und nochmals: Schweren Herzens verschieben wir die eroFame – und zwar im Interesse unserer Teilnehmer. Wir werden die eroFame nicht mit aller Macht durchziehen. Auch, wenn wir als Veranstalter als Verlierer dastehen. Was diese Entscheidung für unseren Messebetrieb, die Mitarbeiter etc. bedeutet, kann sich jeder wohl denken…
Wie geht es nun mit der Veranstaltung weiter? Es heißt, es werde darüber diskutiert, die nächste eroFame im Frühjahr 2022 stattfinden zu lassen. Ist das eine Option?
Wieland Hofmeister: Spontan waren der Beirat und wir als Veranstalter von dieser Idee angetan. Wir dachten, dass andere Messen unserer Branche zum kommenden Jahresbeginn noch nicht stattfinden können, eben aus dem gleichen Grund, weswegen die eroFame nicht im November stattfinden kann. Eine eroFame im späteren Frühjahr hätte als positives Signal unserer Branche für das kommende Jahr stehen und eine Aufbruchstimmung befeuern können. Aber letztendlich entscheidet die Bereitschaft unserer Aussteller die Umsetzung dieser Idee – wir müssen aktuell davon ausgehen, dass die Sorge einer weiteren Absage Anfang 2022 noch sehr groß ist und werden deshalb im Frühjahr keine zusätzliche eroFame ausrichten.
Ganz fest glauben und planen wir schon jetzt für die eroFame im Oktober 2022!
Der Oktober 2022 ist noch ein Jahr entfernt… was macht Sie so sicher, daß dann eine eroFame unter einigermaßen normalen Bedingungen möglich ist?
Wieland Hofmeister: In der Eröffnungsfrage dieses Interviews haben Sie beinahe provokant von einem Hin und Her gesprochen – und genau in diesem Zustand befinden wir uns noch immer. Nichts ist heutzutage sicher und macht uns sicher – aber, wie betont: ‚Die Hoffnung stirbt zuletzt!‘ Hoffen wir also, dass wir Corona in die Schranken weisen können und bald eine Normalität in unser aller Leben zurückfindet…
Es gab Anfang des Jahres die Überlegung, auf ein digitales Format auszuweichen, wenn die Situation eine eroFame nach gewohntem Konzept verhindern würde. Was ist aus dieser Idee geworden?
Wieland Hofmeister: Richtig, das hatten wir damals mit ins Kalkül gezogen. Heute sind wir der Meinung, dass ein entsprechendes Format für die eroFame aktuell nicht in Frage kommt. Mehrere Anbieter unserer Branche haben ihre eigenen individuellen digitalen Events ins Leben gerufen und veranstaltet.Ich persönlich bin der Meinung, dass sich die anfängliche Begeisterung für dieses Formats während der Coronazeit mittlerweile abgenutzt hat – uns überzeugt eine digitale Ausrichtung der eroFame zur jetzigen Zeit nicht – unsere Messe steht nach wie vor für den persönlichen, mitmenschlichen Austausch unserer Branche, daran möchten auch wir weiter festhalten, was nicht heißen soll, dass wir uns diesem Thema in Zukunft nicht wieder annehmen wollen.
Zwei Jahre Pause… sind Sie guter Dinge, daß Sie nächstes Jahr wieder nahtlos an die Erfolgsgeschichte der eroFame anknüpfen können?
Wieland Hofmeister: Ganz sicher – und mit dieser Meinung stehe ich nicht alleine da! Nach wie vor ist das Engagement für diese Messe auf allen Seiten ungebrochen, das haben uns zum Beispiel die aktuellen Buchungszusagen für die im November geplante eroFame wieder einmal bestätigt
Hoffen wir auf baldige Wende dieser unglücklichen, weltweiten Situation nach dem erofame-Motto:
‚Aufgeschoben ist nicht aufgehoben’…